Solange sich mein Blick nur auf den Boden richtet, solange werde ich die Welt nicht sehen. Nicht am Vergangenen hängen!
Steh auf und geh! Nicht liegenbleiben, nicht unterkriegen lassen. Weitermachen, kämpfen - auch im Nebel der Aussichtslosigkeit! Warum jetzt aufgeben?
Zu müde für den nächsten Schritt.
Steh auf und geh! Ich muss den Blick heben, nach oben muss ich schauen. Das Leben in Farbe, das lebendige Wasser flutet die versandete Steppe. Das Leben ist da! Atemzüge, erwachen, neuwerden! Die Schwingen des Adlers - kraftvoll und lautlos.
Steh auf und geh! Die Hoffnung, dass es gut werden wird. Irgendwann. Sich selbst Mut zusprechen. Einer spricht ihn dir zu. Nur einer kann es. Einer sagt dir: Steh auf und geh! Er ging selbst, aufrecht, mutig, unaufgeregt. Ja, er ging hin voller Leben und wartet am Ufer des Baches.
Nachdenkliche - 8. Jul, 15:20
Als ich den Weg entlangging, den er gegangen war, umfasste mich Traurigkeit. Sie umhüllte mich wie eine Decke, sie quoll aus meinem Inneren, sie durchdrang mich ganz und dar. Schwer war sie. Dunkelheit in der Mittagssonne.
Und auch in den Tagen danach wollte sie nicht weichen, egal welche Ablenkung ich suchte. Hilflos zusehen musste ich, machtlos und tatenlos. Irgendwann muss ich aktzeptieren, irgendwann wahrscheinlich auch wieder neu beginnen. Die Wunde wird heilen, sage ich mir. Sich selber trösten, sich selber Mut zusprechen.
Irgendwann, aber nicht heute. Zeit der Trauer. Zeit der Wüste.
Nachdenkliche - 30. Jun, 10:02
Die letzte Tat getan, das letzte Wort gesagt.
Schweigen jetzt. Atmen.
Keine Pläne mehr, keine Geschichte von früher.
Augenpaar, die sich begegnen.
Hände, die sich halten.
Und drei Geschwister, Jahrzehnte getrennt, aber jetzt vereint.
Im letzten Augenblick - im entscheidenden Augenblick! Vor ihren Augen - sie strahlten, bevor sie erloschen und mit ihr der Atem und mit ihr ein Leben.
Was wird bleiben? Erinnerungen, Bilder, Geschichten.
Und auch sie werden verschwinden, irgendwann - verweht, wie Sandkörner in der Wüste. Aber eingeschrieben in die Ewigkeit, wie das Herz an der Rinde des Baumes - Erinnerung an einen ungelebtes Leben.
Und der Gedanke, dass es ihr gut gehen möge, dort wo sie jetzt ist. Dass sie glücklich sein kann, so wie sie es zu Lebzeiten nur selten konnte.
Nachdenkliche - 8. Jun, 19:38
Was der bloß wieder will? Immerzu unterhält er sich mit den Menschen. Schau! Wie sie ihm zuhören! Wie sie um ihn herumstehen und nach ihm fragen. Er stört die Ruhe und die Ordnung. Es war gerade so bequem, wir haben es uns gut eingerichtet und zurechtgelegt. Uns haben sie zugehört, und jetzt - schau, wie sie sich um ihn scharen. Dieser Mann! Obwohl wir seine Freunde schon verhaftet haben! Obwohl wir dieser ganzen Sippschaft verboten haben, solche Reden zu führen. Der traut sich was! Na - der wird uns schon noch kennenlernen.
Er muss weg! Aber so einfach ohne Grund? Das schafft noch mehr Unruhe.
Ich weiß es! ruft einer von hinten. Wir sagen einfach, dass wir gehört hätten, dass er zum Cousin meines Onkels väterlicherseits gesagt hätte, unsere Festung solle zerstört werden.
Das ist genial! sagt der Anführer. Das machen wir!
Sie haben ihn verhaftet. Sie haben ihn zur Rede gestellt. Und er hat geredet! Er hat ihnen gesagt, was zu sagen war - ehrlich und schonungslos.
Und dann haben sie ihn verurteilt - zum Tod, und gesteinigt und dabei zugesehen.
Ob wir nicht doch einen Fehler gemacht haben? so fragten sie sich, der Anführer und seine Kumpanen, als sie an den folgenden Tagen übermüdet waren, weil der Schlaf ein unruhiger war.
Aber dann kehrte wieder Ruhe ein und Ordnung, so wie es alle am liebsten hatten.
...Gedanken zu Apg 6,8-7,54
Nachdenkliche - 5. Jun, 17:16
Eine staubige Straße im Nirgendwo. Unerbittliche Sonne. Keine Bäume, kein Schatten. Wüste. Weit und breit keine Menschenseele. Stille. Nur das Pfeifen des Windes.
Plötzlich ein Reiter - nein, mehrere. Eine Kutsche. Die kleine Karawane zieht vorüber. In der Ferne sieht man einen Mann. Schnell kommt er näher. Bald hat er den Wagen eingeholt. Staub wirbelt hoch. Das Schnauben der Pferde. Die Peitsche des Kutschers. Der Wagen hält.
Wortfetzen. Erklärungen. Zwei Menschen an einem Brunnen.
Dann ist es wieder still - auf der staubigen Straße im Nirgendwo. Nur der Wind pfeift.
Und die beiden - sie gehen ihrer Wege, unabhängig, frei und gebunden zugleich.
Eine zufällige Begegnung, die alles verändert hat - so man an Zufälle glauben mag.
...Gedanken zu Apg 8,26-40
Nachdenkliche - 2. Jun, 20:03
Glaubt an die Liebe! - Alles andere ergibt sich...
Nachdenkliche - 25. Mai, 19:26