Melodie einer anderen Welt
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Nachdenkliche - 5. Aug, 16:04
Davor kannst du noch nicht darüber sprechen.
Danach kannst du nicht mehr darüber sprechen.
Beide Male fehlen dir die Worte. Das Ereignis dazwischen war das Erkennen.
Und dann wirst du dein Leben lang versuchen, dieses Erkennen verständlich zu machen. Dir selbst - und anderen.
Nachdenkliche - 4. Aug, 20:08
Unglauben wird ihm landläufig nachgesagt,
weil er es genau wissen wollte.
Wir wissen es, das behaupten wir zumindest...
Er wusste, hatte die Worte gehört, die Wunder gesehen.
Aber Thomas wollte begreifen, mit den Händen. Körperlich fühlen, was der Kopf schon weiß.
Es war schließlich nicht mehr nötig.
Die Aufforderung "vertrau mir" - sie war ausreichend.
"Mein Herr und mein Gott" rief er als erster aus. Ausdruck einer durchgreifenden Einsicht. Das Verschmelzen von Wissen und Glauben, von Kopf und Bauch. Das Einswerden der Gewissheit.
"Mein Herr und mein Gott" - Anerkennung Seiner Souveränität, und zugleich persönlichste Beziehung. Der Ausruf blieb nicht ohne Folgen.
Die beiden ersten Menschen - sie erkannten sich... durch und durch. Ohne Worte. Ohne Erklärung. Sie verschmolzen ineinander, mehr im anderen als im eigenen, und doch eins, für Augenblicke und Ewigkeiten.
Wissen wir also wirklich? Haben wir erkannt?
Nachdenkliche - 2. Aug, 20:03
In die Wüste bin ich geraten - ich habe sie nicht gesucht.
Aber auf einmal war sie da - so wie sie jede und jeden einmal überkommen wird.
Ich musste dafür nicht weit fahren, keine Flugreise machen. Die Wüste war da - im Innersten meiner selbst.
Und ich dachte, es wäre das Ende.
Ich dachte, die Trauer und die Einsamkeit würden mich überwältigen.
Vielleicht auch die Stille, in der endlosen Weite.
Aber hört! In der Wüste verbirgt sich das Leben.
Aushalten - das ist es, was man lernen muss. Aushalten und ablegen.
Aushalten - die Leere ertragen, das Ende sehen und es erwarten, die Reise dorthin annehmen, über Hindernisse und Unwegbarkeiten.
Ablegen alles, was einen verbunden hat, alle Hoffnung auf Menschen, alle Absicherungen, die man für notwendig gehalten hatte.
Es ist gut, wenn man vorbereitet ist und eine Ahnung hat, vom Überleben.
Überleben lernt man in der Wüste.
Noch mehr sogar: Leben lernt man in der Wüste.
Nachdenkliche - 26. Jul, 10:40
Eines Tages wird sich zeigen,
was wir getan und nicht getan haben.
Wir werden hören, wozu wir geschwiegen haben.
Wir werden sehen, was wir verstecken wollten.
Wir werden erkennen, was wir vergessen wollten.
Eines Tages wird sich zeigen,
wie ernst es uns war, mit den Menschen, mit dem Schöpfer.
ER wird dann reden - und wir werden ringen, nach Worten und sie nicht finden.
ER wird dann handeln, ER wird richten, ER wird barmherzig sein.
ER ist die Hoffnung der Opfer!
Nachdenkliche - 21. Jul, 20:32
Ihr, die ihr Mauern baut und Zäune errichtet, eure Traditionen hochhaltet und keine Veränderung duldet. Ihr, die ihr residiert in behaglichen Palästen aus den Gebeinen von Toten. Ihr, die ihr die Zeit totschlagt und eure Sinne betäubt mit nichtigen Dingen. Ihr, die ihr eure Füße in das Wasser der Adria taucht. Ihr, die ihr von Ehrfurcht und Aufrichtigkeit, von Wahrheit und Werten redet. Hört!
Wissende sind sie, die, die ihr feinselig beäugt! Heimatlos, vertrieben, die, die eure Kultur stören! Ruhelos und suchend. Ertrinkende sind sie, Ertrinkende im Meer der Gleichgültigkeit.
Kinder des Himmels, all jene, die vor euren Toren sterben, seelisch oder körperlich, oder beides. Ja, Kinder des Himmels!
Wer Ohren hat, der höre!
Und denkt daran, wenn ihr einst in Not geraten seid, eure Heimat verloren, vertrieben und dann einen ehrfürchtigen Blick in den Himmel wagen wollt. Das Boot ist voll, habt ihr geschrien! Man kann es nicht ändern, habt ihr euch gerechtfertigt! Es ist, wie es immer schon war, habt ihr festgestellt! Klug wähntet ihr euch und realistisch.
Aber wissend nur die, die ihre Anker in die Weite auswerfen und Halt finden, wo es keinen Boden gibt.
Nachdenkliche - 16. Jul, 09:08
Solange sich mein Blick nur auf den Boden richtet, solange werde ich die Welt nicht sehen. Nicht am Vergangenen hängen!
Steh auf und geh! Nicht liegenbleiben, nicht unterkriegen lassen. Weitermachen, kämpfen - auch im Nebel der Aussichtslosigkeit! Warum jetzt aufgeben?
Zu müde für den nächsten Schritt.
Steh auf und geh! Ich muss den Blick heben, nach oben muss ich schauen. Das Leben in Farbe, das lebendige Wasser flutet die versandete Steppe. Das Leben ist da! Atemzüge, erwachen, neuwerden! Die Schwingen des Adlers - kraftvoll und lautlos.
Steh auf und geh! Die Hoffnung, dass es gut werden wird. Irgendwann. Sich selbst Mut zusprechen. Einer spricht ihn dir zu. Nur einer kann es. Einer sagt dir: Steh auf und geh! Er ging selbst, aufrecht, mutig, unaufgeregt. Ja, er ging hin voller Leben und wartet am Ufer des Baches.
Nachdenkliche - 8. Jul, 15:20
Als ich den Weg entlangging, den er gegangen war, umfasste mich Traurigkeit. Sie umhüllte mich wie eine Decke, sie quoll aus meinem Inneren, sie durchdrang mich ganz und dar. Schwer war sie. Dunkelheit in der Mittagssonne.
Und auch in den Tagen danach wollte sie nicht weichen, egal welche Ablenkung ich suchte. Hilflos zusehen musste ich, machtlos und tatenlos. Irgendwann muss ich aktzeptieren, irgendwann wahrscheinlich auch wieder neu beginnen. Die Wunde wird heilen, sage ich mir. Sich selber trösten, sich selber Mut zusprechen.
Irgendwann, aber nicht heute. Zeit der Trauer. Zeit der Wüste.
Nachdenkliche - 30. Jun, 10:02